Akademischer Hintergrund
Harald Walach studierte Psychologie und Philosophie in Deutschland und Österreich. 1991 promovierte er an der Universität Basel in Klinischer Psychologie. Vier Jahre später folgte eine zweite Promotion an der Universität Wien, diesmal in Wissenschaftsgeschichte und -theorie. Anschließend habilitierte er sich an der Universität Freiburg mit einer Arbeit über unspezifische Therapieeffekte. Schon in dieser frühen Phase zeigte sich, dass er sich nicht nur für fachliche Themen, sondern auch für methodologische und erkenntnistheoretische Fragen interessierte.
Nach seiner ersten akademischen Phase in Freiburg wurde er zum Professor an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) berufen. Dort gründete und leitete er das Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften. Heute arbeitet er als Professorial Research Fellow an der Kazimieras-Simonavičius-Universität in Vilnius und ist in internationale Forschungsprojekte eingebunden.
Forschungsgebiete
Harald Walach beschäftigte sich in seiner Forschung vor allem mit komplementären Behandlungsmethoden. Homöopathie, Akupunktur oder meditative Praktiken untersuchte er nicht nur auf ihre Wirksamkeit, sondern auch auf die methodologischen Fragen, die entstehen, wenn subjektive Erfahrung eine Rolle spielt. Immer wieder stand für ihn die Frage im Mittelpunkt, wie sich Effekte messen lassen, die sich nicht einfach in Zahlen fassen lassen.
Ein zweiter Schwerpunkt war die Achtsamkeitsforschung. Bereits Anfang der 2000er Jahre veröffentlichte er Studien über den Einfluss von Meditation auf Stressregulation und Wohlbefinden. Inzwischen ist Achtsamkeit ein etabliertes Forschungsfeld, doch Harald Walach gehörte zu den ersten, die dieses Thema im deutschsprachigen Raum wissenschaftlich untersuchten.
Zusammen mit Kollegen entwickelte er zudem die Generalisierte Quantentheorie. Damit wurden Begriffe wie Komplementarität und Verschränkung, ursprünglich aus der Physik, auf psychologische und soziale Prozesse angewandt. Auch wenn es unterschiedliche Meinungen über diese Theorie gibt, hat sie den interdisziplinären Dialog vorangebracht.
Publikationen
Die Liste von Walachs Publikationen ist umfangreich. 2003 erschien sein Lehrbuch Psychologie: Wissenschaftstheorie, philosophische Grundlagen und Geschichte, das noch immer in Lehrveranstaltungen eingesetzt wird. Drei Jahre später folgte der Sammelband Measuring the Immeasurable, in dem spirituelle Erfahrungen wissenschaftlich eingeordnet werden. 2011 veröffentlichte er bei Springer den Band Neuroscience, Consciousness and Spirituality, der Forschende aus den Neurowissenschaften, der Philosophie und der Religionswissenschaft zusammenbrachte.
Viele seiner Artikel sind Überblicksstudien, etwa zur Frage, welchen Einfluss Ernährung, Bewegung und andere Lebensstilfaktoren auf das Risiko von Demenz haben. Außerdem befasste er sich mit Placeboeffekten und den methodologischen Herausforderungen, die damit verbunden sind. Auffällig ist, dass Harald Walach seine Texte oft so schreibt, dass sie nicht nur für Fachkollegen, sondern auch für interessierte Laien verständlich sind. Dies entspricht seiner Überzeugung, dass Wissenschaft stets Teil des gesellschaftlichen Diskurses sein sollte.
Rolle in der akademischen Gemeinschaft
Harald Walach ist bekannt dafür, Themen aufzugreifen, die Widerstand hervorrufen. Manche schätzen ihn gerade deshalb als Quelle neuer Ideen, andere sehen in ihm einen Forscher, der etablierte Denkmuster konsequent infrage stellt. Einig sind sich viele, dass er die Auseinandersetzung nicht scheut und beharrlich bleibt, auch wenn die Kritik heftig ist. Für ihn ist Wissenschaft keine harmonische Einigkeit, sondern ein lebendiges Argumentationsgespräch.
Brückenbauer zwischen Gesundheit, Heilung und Geist
Seine Arbeit reicht von Studien zur Achtsamkeit über methodologische Analysen in der klinischen Forschung bis hin zu philosophischen Betrachtungen über das Bewusstsein. Wer seine Bücher und Artikel liest, erkennt schnell, dass er Psychologie, Medizin und Philosophie miteinander verbindet. Damit trägt er seit Jahren zu einer erweiterten Sicht auf Fragen rund um Gesundheit, Heilung und Geist bei.